Kerbespruch 1978

 

Wieder mal sind die Felder gemäht,

über die Stoppeln de Herbstwind weht,

die Kenner lasse Drache steihe,

in Bärstadt wird’s Zeit die Kirch zu weihe! – V i v a t

 

Anfang Oktober geht’s in de Wald,

do wird geschlage, dass es nur so hallt;

was kommt heraus, mer glaubt es kaum,

des is de Bärstadter Kerbebaum!

In de Schützehall die Tür is offe,

hoffentlich werd auch genug gesoffe! – V i v a t!

 

Doch jetzt will ich Euch es Neueste verlese,

was in unserm Örtche so los gewese!

Jetzt halt’ Euch fest; hier is aaner dehaam,

der hot nit nur Schoof, aach annern Kram,

aufs Federvieh hot er sich verlegt,

das er in seinem Garte hegt.

Eines Morgens hot er se gezählt,

un festgestellt, dass do aans fehlt.

De nächste Tag, do zählt er widder,

und die Bilanz war ziemlich bitter!
Er dachte her, er dachte hin
ihm kam en Marder in de Sinn;

da dachte sich der kluge Mann:
jetzt schaff’ ich mir ´ne Falle an!

Die hat er uffgestellt bei Nacht

und hot sich noch haamlich ins Fäustche gelacht,

am nächsten Moind, do geht er hie,

und siehe da, er hot e Vieh!

Doch der Marder, der war klücher,

der hatt’ en ganz spezielle Riecher,

der war aus uff anner Futter,

drin war die Katz von de Schwiegermutter!

Un die Moral von dieser Hatz:
fang de Marder, un nit die Katz! – V i v a t!

 

Als Hochwürden war auf Tour,

ich glaab’, in Österreich war er nur,

und er widder kam nach Haus,

stieg aus seiner Ente aus,

wurd des Wunders dann gewahr,

dass plötzlich alles silbern war!

Hoftor, Blumme, un aach Blatt
man mit Bronze verziehret hat.

Doch hier wurde nichts veredelt,

hätt’ er en Hund, der hätt’s gewedelt

un ganz ferchterlich gewinselt:
des war’n die Bube, die habbe’s gepinselt!

Und die Moral von dieser Sache:
fahr nur in Urlaub, de Herr wird’s schon mache! – V i v a t!


 

In de Backesgass, in de Klaa-Türkei
gab’s widder mal e groß Geschrei:

Des Mädel vom Bosporus war enteilt,

hat wohl mit ihr’m Schampes es Nachtlager geteilt.

Doch des war kaan Landsmann, es war en Grieche,

das tat ihr’m Alte im Mage lieche.

Am nächsten Tag mittags kam se haam,

de Vatter war schon grün vor Scham,

hat se gleich im Auto verstaut;

die nächst’ Woch’ werd se türkisch getraut.

Und die Moral von der Geschicht:

De Alte ist glücklich – die Tochter nicht! – V i v a t!

 

Weil böse Buben in der Nacht
schon manchen dummen Streich gemacht,

ist ein Bärstadter Bürger, schlafbenomme,

durch seltsame Geräusche um den Schlaf gekomme.
Er schlich ans Fenster, um zu sehe,

was im Garte war geschehe,

klein wie er war, und sehr gewandt,

stieg er auf die Fensterbank.

Da erfasste ihn die Bö
und wehte ihn aus großer Höh
in die Rosen vor sein’m Haus,

und da lag er nun, oh Graus,

zwischen Dornen und Gemüsen
mit gebrochnen Wanderfüßen.

Zwei Stunden lag er so im Regen,

da kam der Nachbar, welch ein Segen!

Dieser war besonders schlau
und weckte des gestürzten Frau.

Mit vereinter Kraft sodann
fing man ihn zu bergen an,

hat ihn gleich ins Haus gebracht
und ihm ein warmes Bett gemacht.

Da der Knochen war entzwei,

kam sogleich ein Arzt herbei,

der das Bein in Gips gelegt;

jetzt wird er im Krankenhaus gepflegt.

Und die Moral von der Geschicht:
Am offenen Fenster turnt man nicht! – V i v a t!

 

Früher hatte se braune Kleider,

jetzt sin se schon e Stückche weiter,

un prahle nun in einem fort:
Mer sin jetzt endlich Luftkurort!
Die Autos die durchs Ort jetzt brause,

wolle nit zu uns, sondern nach Lufhause!

Die Sonnestrahle wurde vermesse,

vielleicht wärme se demit ihr Esse.
Es herrscht aach bald Touristengewimmel
im Ortsteil Lufthausen vor dem Himmel!

Hier is kei Moral debei,

denn dazu fällt uns nix mehr ei! – V i v a t!

 

Apropo Hausen, do war aach Kerb,

die war für manchen ziemlich derb.

Uff de Rückfahrt war’n die Insekte aktiv,

denn so mancher Käfer flog sehr tief.

Der, um den’s geht, der weiß es genau,

ich glaab, der war e bißche blau,

hot die Kurv’ zu früh genomme,

des is Auto un Baumstamm nit gut bekomme.

Un vor lauter Schreck un Scham
ging er lieber nit gleich haam,

sondern schlich sich leise fort
an einen unbekannten Ort.

Letzt’ Jahr gab er en Kaste Bier,

auf den diesjährigen hoffen wir!

Und die Moral von dieser Sause:
Bleib dehaam, fahr nit nach Hause! – V i v a t!

 

Neben anderem Getier
gibt’s nun aach noch Affe hier.

Des öftern er die Flucht ergreift
und durch fremde Häuser streift.

Ob Hemde, Hose oder Tass,

alles schmeißt er uff die Gass.

Dieser Affe ist ein Graus,

wirft selbst mit Messern durch das Haus,

un uff em Lokus tut er kreische,

weil kaaner ihm die Roll tut reiche.

Es Schlafzimmer war für ihn e Fest,

do hot er sämtliche Bette getest,

hier mit wütendem Gebrüll
vergreift er sich an Omas Tüll,

und die Dame kreischt vor Schreck:
“So geht’s nit, des Vieh muss weg!“
Der Pastor kam mit schnellem Schritt
und brachte seinen Besen mit,

mit diesem und mit anderen Dingen
tat alles mit dem Affen ringen
und als das Chaos war vollbracht
das Vieh sich aus dem Staub gemacht.

Und die Moral: Der Klettermaxe
macht nächstens wohl bei Euch sei Faxe! – V i v a t!

 

Auch en Zirkus war letztens in unserm Ort,

die Gaukler wollte gar nit mehr fort.

Hinkel, Ente un aache Hunde
hatte sich hier eingefunde.

Die Viecher bevölkerte unser Wisse,
e Kamel hot sogar die Leut gebisse.

Un zu dieser Zirkuswelt
gehörte auch e Minizelt.


Uff de Plakate stand’s zu lese:

„Das war noch nie im Fernseh gewese!“

Das Programm, des war fast spitze,

doch in der Loge fehlte Sitze,

in de Manege, des is nit geloge,

habbe se e merb Lama rumgezoge.
Auch der Nachwuchs musste ran,

schlug ein paar Purzelbäume dann,

un die Krönung von dem Ganze
war en Clown mit’m dicke Ranze.

Un die Moral, Ihr liebe Leut:
Hauptsach’ die Kinner hatte ihr Freud! – V i v a t!

 

Langsam geht’s dem Ende zu.

Die letzte Meldungen in aller Ruh:

Es gibt so Sache, die brauche ihr Zeit,

die Sporthall’ zum Beispiel is noch sehr weit,

aber, Ihr Leut, nur keine Bange,

dann aach Beamte wolle lebe.
Solang die uff ihrm Sessel klebe,

gehen noch zehn, zwölf Jahr ins Land,

bis die erst Schaufel is in de Hand.

Eins wurde aber schon erreicht:
unsern Brunne is jetzt geeicht,

nichts läuft mehr raus von dem Gewässer;

Jetzt fehlt nur noch, die Brötcher wern besser! – V i v a t!

 

Wer noch wähle muß, dem sei gesacht:
Um sechs wird alles dichgemacht.
Im Rathaus könnt Ihr Kreuzcher mache
und dann hier obbe weiterlache.

Heut abend is nur was für Rasche,

es gilt, en Sitzplatz zu erhasche,

wer nur die Sektbar will besehe,

der muß en Stehplatzkart erstehe,

doch teuer wird’s auf diese Weise,

denn Karte gibt’s nur noch zu Schwarzmarktpreise! – V i v a t!

 

Ihr Hausfraue, halt die Eier bereit,

morge is es widder soweit,

da fährt de Express von Haus zu Haus,

mittags gibt’s hier en große Schmaus.
Es gilt, die Bäuch sich vollzuraffe,

vorausgesetzt, mer muß nit schaffe! – V i v a t!

 

Morge abend, ich hoff, Ihr seid all da,

wünsch ich Euch Glück bei der Tombola,

denn die Glücksfee zieht dann leis
aus de Trommel de erste Preis,

und mit diesem kann man sehn,

was in de Welt so ist geschehn! – V i v a t!

 

Un will mer was erlebe, da darf mer nit sparn,

do muß mer zur Kerb in die Schützehall fahrn! – Viel Spass!